DIE KUNST, EINE LEHRERIN ZU SEIN | SILVANA DE OLIVEIRA | 11/11/2017

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Das Jahr 2017 ist aus verschiedenen Gründen erfreulich. Ich möchte jedoch einen Grund hervorheben, der mich wirklich bewegt hat. Es handelt sich um das Projekt "Freude am Lesen", das zum ersten Mal mit den netten Schülerinnen und Schülern der 6. Klassen veranstaltet wurde.

Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, den Willen und die Freude in Bezug aufs Lesen zu retten, da viele Kinder im Laufe der Jahre unmotiviert werden und aufhören, diese vielleicht wichtigste Gewohnheit für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu pflegen. Wir könnten einige der Verantwortlichen nennen, die vielleicht für die Distanz zwischen unseren jungen Menschen und den Büchern verantwortlich sind, aber das ist hier nicht der Schwerpunkt unserer Diskussion.

In diesem Sinne stellt sich die Frage: Wie kann man das Interesse am Lesen aufrechterhalten, angesichts all der realen Ablenkungen und Verwirrungen, von denen die gegenwärtige Phase der gesellschaftlichen Entwicklung geprägt ist?

In unserem Fall konzentrieren wir uns am Colégio Humboldt auf das Lesen als Mittel zur Förderung der mündlichen und schriftlichen Kommunikation, und daher ist nichts logischer, als verschiedene Projekte und Aktivitäten zu literarischen Werken zu entwickeln, die auch einen spielerischen Charakter haben.

So entstand das Projekt "Freude am Lesen", das Schritt für Schritt von den Schülerinnen und Schülern selbst entwickelt wurde. Wir legten gemeinsam die Leitlinien fest und berücksichtigten dabei die verschiedenen Standpunkte und Bedürfnisse. Wir definierten zu Beginn, wie wir das Bewusstsein für die Bedeutung des Lesens schärfen könnten, auch schon bei unseren jüngeren Lernenden in der Grundschule. Deshalb erarbeitete jede 6. Klasse einen Text für das Theater, der dieser Bedeutung gerecht wird. Anschließend folgten weitere Schritte, in denen die Rollen und Aufgaben festgelegt wurden, z. B. Regisseur, Co-Regisseur, Cutter, Ton- und Lichttechniker, Kostümbildner, Verantwortlicher für Spezialeffekte, Darsteller und Hilfskräfte und eine Überarbeitung des Textes stattfand.

Der Schreibprozess war bereichernd, da jeder die Freiheit hatte, seine Meinung zu äußern, Ideen hinzuzufügen und Änderungen vorzuschlagen. An gelungenen Beispielen für die Technik der Texterstellung konnten diejenigen, deren Schwierigkeiten größer waren, ihre eigenen Ergebnisse verbessern.

Wie kann man nicht in jeder Phase fasziniert sein? Wie kann man keine Dankbarkeit für meine Berufswahl empfinden? In der Tat habe ich mich erneut für die "Bemutterung" entschieden, ein Konzept, das mir glücklicherweise an der Universität von einem großen Meister vorgestellt wurde. Und seither sind einige Jahre vergangen!

In der Psychoanalyse ist die Bemutterung eine Technik, die darauf abzielt, zwischen Therapeut und Patient eine Beziehung herzustellen, die der zwischen einer "guten Mutter" und ihrem Kind ähnelt. Auf die Pädagogik bezogen geht es um die Hingabe aus Liebe, um die Fürsorge einer Mutter, d. h. um einen Leseprozess zu fördern, der die Gefühle einbezieht. Und gehört dies nicht auch im Wesentlichen zur Motivation derjenigen, die sich entschieden haben, zur Bildung der Kinder anderer Leute beizutragen? Ich denke ja. Wenn ich selbst für das Lesen begeistert bin, dann erobere ich auch meine Schülerinnen und Schüler, indem ich ihnen die Magie der Geschichten und der Fantasie ohne Grenzen und ohne Begrenzungen vermittle.

Um zu bestärken, wovon ich hier spreche, möchte ich von Rubem Alves (1933-2014) nennen, den Erzieher, Dichter und Philosophen für alle Gelegenheiten, den Chronisten des täglichen Lebens, den Geschichtenerzähler, Essayisten, den Theologen, Akademiker und Autor von Kinderbüchern, den Psychoanalytiker, der einer der berühmtesten und angesehensten Intellektuellen Brasiliens ist, der uns gelehrt hat, dass Kinder untrennbar mit dem Leben verbunden sind und den Wunsch in sich tragen zu leben, einen Wunsch, den Erwachsene mitunter verloren haben. Sind Kinder nicht klug?

Unter diesem Gesichtspunkt habe ich festgestellt, dass meine Schülerinnen und Schüler bereit und begeistert waren, dem Projekt Leben und Farbe zu geben. Die Überraschungen waren so zahlreich, dass die Zeit zu knapp wurde, um sie zu begleiten. Jeden Tag brachten sie Beiträge, die meine Augen mit Zufriedenheit erfüllten. Sie taten sich zusammen, halfen sich gegenseitig, übten das Miteinanderwurden dazu angeregt, ihre Selbstständigkeit zu nutzen und suchten sich aus dem, was ihnen vorgelegt wurde, das Beste aus. Die Beteiligung war umfassend und muss nicht in Noten ausgedrückt werden, obwohl sie alle eine Eins verdient hätten! Das Projekt erfüllte seine Aufgabe, eine Leistung zum Vergnügen zu vollbringen!

Das Ergebnis der Aufführungen war typisch für 11-jährige Kinder, voller Glanz, voll Freude und Stolz auf das Geleistete. Dies trug zur Stärkung der Beziehungen, der Kreativität und der Selbstachtung bei und steigerte das Selbstwertgefühl der Autorinnen und Autoren sowie der Akteure des Prozesses erheblich.

Nicht zuletzt muss erwähnt werden, dass ohne die Unterstützung durch die Familien, die Koordinationen und die Kollegen Márcio Arruda und Luciano Martinho, die gemeinsamen Ziele nicht hätten erreicht werden können. Diese Partnerschaften sind ein bedeutender Fortschritt auf dem Weg zu nachhaltigen Ergebnissen.

Zum Abschluss meines Textes, der einfach sein soll und ein Ausdruck der Hoffnung auf eine liebevolle Erziehung, zitiere ich die Worte von Lya Luft (1938), einer Übersetzerin mit pädagogischem und anglo-germanischem Hintergrund, einer in der brasilianischen Literatur herausragenden Schriftstellerin. "Das Leben ist nicht dazu da, ertragen oder gelebt, sondern erarbeitet zu werden. Gelegentlich auch umprogrammiert. Aber bewusst gelebt". Wie dem auch sei, ich mache weiter in der Kunst meines Lehrerinnenseins und sehe bereits neue Möglichkeiten für 2018.

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